Spitzbergens Küste - Land der Eisbären und Walrosse
Fotos: Hanspeter Püschel - Text: Dr. Gerd Wegner und Hanspeter Püschel - August 2013
Kleine Expeditionsschiffe bieten in den Sommermonaten von Longyearbyen (Hauptort Spitzbergens) aus Fahrten an, die vorbei an schneebedeckten Bergen, kargen und einsamen Küstenstreifen sowie mächtigen kalbenden Gletschern führen und den Hauch einer Mischung aus Abenteuer und Forschungsreise vermitteln. Mit speziellen Schlauchboten, den Zodiacs, können Anlandungen gestartet werden.
Aber Vorsicht, von da an betritt man Eisbärenland, und somit gehört man in das Beuteschema des größten Landraubtiers der Erde. Spitzbergen, norwegisch Svalbard genannt, gehört den Eisbären. Wir sind also nur zu Besuch und haben uns entsprechend unterzuordnen. Auf solchen Reisen ist zwar alles planbar, aber nicht alles machbar, da Wetter, Meer und auch die Tiere den Tagesablauf wesentlich mitbestimmen.
Der erste Eisbär
Voller Spannung brechen wir mit dem Expeditionsschiff Plancius unter russischem Kommando auf und fahren durch den Adventfjord. Kaum haben wir uns auf dem Schiff eingerichtet, beginnt schon die erste Zodiac-Fahrt. Schade, die eigentlich geplante Anlandung bei der „Texas Bar“ fällt aus, etwas Bärenförmiges ist in der Nähe gesehen worden. Und höchst wahrscheinlich hätte diese 1927 errichtete Trapperhütte auch unseren, durch den Namen geweckten, Phantasien nicht ganz entsprochen. Auf einem kleinen Felsvorsprung ist ein weißer Fleck sichtbar. Wir können es nicht glauben: Dort schläft ein Eisbär, wenig auffällig, lang gestreckt in der wärmenden Sonne. Plötzlich lugt hinter dem großen weißen Körper ein etwas kleinerer Kopf hervor. Hier halten also Mutter und halbwüchsiges Kind gemeinsam Mittagsschlaf und lassen sich von den Booten, deren Insassen einschließlich Kameraverschlussgerassel, wenig beeindrucken. Lediglich die Köpfe heben die beiden gelegentlich prüfend, um sich dann in eine noch bequemere Schlafposition zu räkeln. Weit über eine Stunde präsentieren sich diese Könige der Arktis hier von friedfertigster Seite unseren neugierig-staunenden Blicken.
Eine großartige Szene tut sich anschließend in polarer Stille auf: Die langsam dahin ziehenden lockeren Felder skurril geformter und knisternder Eisbrocken aller Größen, durch die wir quasi in Tuchfühlung und auf Augenhöhe fahren. Das Eis stammt vom Monacobreen, einem Gletscher, mit 50 bis 80 m hoher Abbruchkante. Um uns sind überall Seevögel wie Eissturmvogel, Dreizehen- und Eismöwe, Schmarotzerraubmöwe sowie Küstenseeschwalbe.
Wieder aufgenommen an Bord der Plancius, manövriert uns der Kapitän in die dichten Eisfelder, soweit die Seekarte und der notwendige Sicherheitsabstand zum Eisschild es zulassen, in eine bemerkenswerte Welt aus unterschiedlichstem vielfältigen Weiß, Blau und Grün. Die unendlich vielen Eisbrocken-individuen treiben auf türkis-milchigem Wasser, dazu das Schrammen und Knistern des Eises sowie das mehr oder weniger laute Krachen und Gepolter der neuen Eisabbrüche vom Gletscher.
Fahrt ins Packeis
Der Entschluss, ins offene Meer nach Norden an die Packeisgrenze zu fahren, ist durch die beeindruk-kende Erstbegegnung mit den Bären schnell geboren: Schauen, wie der wahre Lebensraum des Eisbären aussieht. Männchen brauchen dieses Eishabitat eigentlich nie zu verlassen. – Immer mehr nimmt die Anzahl der schwimmenden Eisschollen zu, dazwischen treiben schon kleine Eisberge. Auch die Form der Schollen ändert sich immer wieder auf weiter Fläche. Es wird kälter und gleichzeitig nebliger, die Sicht extrem schlecht. Unmöglich, Robben oder Bären beobachten zu können.
Wir erreichen 82°08,1’ N mit nur noch 872,3 km Distanz zum Nordpol. Absolute Einsamkeit und Stille in der wankenden eisigen Welt. Wie aus dem Nichts tauchen wieder Eissturmvögel auf, die hier im Packeis scheinbar mühelos zurechtkommen. Es wird windiger und damit die Eisschollen für unser Schiff gefähr-licher, da es nur verstärkt, jedoch kein Eisbrecher ist. Der Kapitän entscheidet sich zum Abdrehen. Etwas enttäuscht, aber doch merklich beeindruckt von diesem frostigen Erdteil erreichen wir die „Albertinibukta“ des Nordaustlands von Spitzbergen.
Die Walrosse und der Bär
Das Beobachten von Eisbären ist das primäre Ziel der Expedition. Dass aber einer von ihnen uns schier unglaubliche Szenen vorführt, ist ein außerordentlicher Glücksfall. Auf Phippsøya, eine der sieben Inseln im Nordosten der Inselgruppe, soll auch angelandet werden. Doch zwei Eisbären werden gesichtet. Ein Bär verschwindet hinter den Strandwällen. Der zweite bewegt sich zumindest in Richtung der am Ufer liegenden großen Walrossgruppe. Also folgen wir in den Booten vor der Uferlinie langsam der Bären-bewegungsrichtung. Der Bär kommt sogar langsam dem Ufer näher, fast trödelnd, wohl noch unentschlossen über den weiteren Weg. Er inspiziert den Tangstreifen des Spülsaums, behält aber die Richtung bei und nähert sich der ruhenden Walrossherde von wohl hundert Tieren. Unsere Pulszahl steigt.
Plötzlich trabt er an und stürmt auf die Herde los. In Panik stürzen die hauptsächlich jüngeren Tiere hastig ins Wasser. Dicht vor und bald direkt zwischen unseren Gummibooten knurren sie mit tiefer Stimme und versuchen mit den kräftigen Stoßzähnen dem Eindringling zu imponieren. Derweil ruhen die massigen Körper der Alttiere nahezu unbewegt wenig Meter vom Bär entfernt auf dem erhöhten Strand. Der Bär setzt sich erst einmal hin und es scheint, er überdenkt die Lage. Wir allerdings wissen nicht, was wir zuerst fotografieren sollen: die unruhigen, aber uns gegenüber zum Glück friedlichen weit über fünfzig Walrosse um und zwischen uns im Wasser, in wahrhaft greifbarer Nähe - und mit strengem Eigengeruch. Oder den über seine künftige (Fang-) Strategie grübelnden, die Robben versonnen anschauenden, sitzenden Eisbären.
Die Walrosse drängen wieder Richtung Strand. Der Bär steht auf und erhebt eine Vorderpfote. Sofort weichen die Walrosse ins Wasser zurück. Der Bär setzt sich wieder und das todernste Spiel wiederholt sich einige Male. Einige Altbullen ergreifen nun die Initiative und drängen den Eisbären gemeinsam von der Herde ab. Erkennend, dass vorerst kein Happen zu erhalten ist, trottet er wieder in die Richtung, aus der er kam und legt sich ein Stück weit entfernt in den Tangspülsaum mit dem Rücken zur Walrossherde. Wir fahren, ziemlich ausgekühlt, aber schwer begeistert zum Schiff zurück.
Begegnung mit den Walen
Die einwöchige Schiffsexpedition nähert sich ihrem Ende. Kurs Süd vor den spitzen Bergen der Nord-westküste im Abendsonnenschein, Traumkulisse. Beim Dessert entsteht im Schiffsrestaurant Unruhe: Draußen seien Wale. Schräg voraus werden Scharen von Dreizehenmöwen in der Luft und auf dem Wasser ausgemacht. Und dann etliche Blasstrahlen von großen Walen. Schon sind auch Delfine zu erkennen, die aus dem Wasser springen. Offenbar an einer riesigen Plankton- und zugehöriger Fisch-ansammlung weiden etliche Weißschnauzendelfine, mindestens dreißig Finnwale und ein Buckelwal. Ihre Fresszüge bringen das eiskalte Meerwasser förmlich zum Kochen. Die Bartenwale stört unser Schiff nicht, sie tauchen mit ihren massig-eleganten Köpern und den arteigenen Finnen einfach drunter durch. Von Deck aus sehen wir ihre doppelten Blaslöcher, aus denen die ausgeatmete Luft zu den charakteristischen, jetzt überall ringsum stehenden Fontänen wird.
Infbox Eisbär:
Eisbärenmännchen können bis 700 kg schwer werden und erreichen dabei eine Länge bis zu 2,60 Meter. Weibchen sind in der Regel deutlich kleiner, aber zwischen kleinen Männchen und großen Weibchen gibt es kaum Größenunterschiede. Bis 3000 Eisbären leben im Bereich Spitzbergen und Franz-Josef-Land, zirkumpolar rund 25 000 Tiere. Das eigentliche Habitat der Eisbären ist die Treibeisregion, in der sie den größten Teil ihres Lebens auf der Suche nach Bart- und Ringelrobben verbringen. Im Notfall können Eisbären mit einer dicken Speckschicht bis zu acht Monate ohne Nahrung überleben. Diese guten Schwimmer können zwar Distanzen bis zu 100 km Länge zurücklegen, jedoch wirkt sich Treibeisrückgang in Folge Klimaerwärmung für sie nachteilig aus. Eisbären sind global geschützt und werden auch in Spitzbergen seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr bejagt. Allerdings setzen Wilderei sowie Umweltgifte, mit Wind und Meeresströmung in die Arktis gebracht, den Bären zu und beeinflussen negativ die Bestände.
Infobox Walross:
In der Arktis ist das Walross die größte Robbenart. Bullen bringen es bis zu 1,5 Tonnen Lebendgewicht und 3,5 Meter Länge. Weibchen dagegen bis ca. 900 kg und 2,5 Meter Länge. Die Eckzähne im Ober-kiefer können bis 1 Meter lang werden. Sie sind in der Bedeutung unklar, da sie bei der Nahrungssuche keine Rolle spielen. Als Verteidigung gegenüber Eisbären und als Aufstiegshilfe auf Eischollen sowie als Stärkesymbol und bei Paarungskämpfen sind die Eckzähne wirksame Werkzeuge. Walrosse leben sozial in Gemeinschaft bis zu 100 Tiere und darüber. Sie bevorzugen flache, sandige Küstenstreifen, wo sie sich bis auf wenige Ausnahmen fast nur von Sandklaffmuscheln ernähren. Mit den sensitiven stachel-igen Barthaaren stöbern sie die im Meeressand steckenden Muscheln auf und saugen den Weichkörper samt Schließmuskel aus der Doppelschale. In maximal 20 Metern Tiefe werden pro Tag bis 70 kg Muschelfleisch von einem Tier aufgenommen. Entsprechend ist der Stoffwechselumsatz, den wir windabwärts buchstäblich riechen konnten! – Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Walross gnadenlos abgeschlachtet. Das Leder wurde beispielsweise zu Treibriemen für Maschinen verwendet und die Stoßzähne waren begehrtes Elfenbein. Seit den 1950er Jahren unterliegt das Walross dem Totalschutz. Die Bestände haben sich aber nach der Plünderung immer noch nicht erholt, zudem wirken sich Vergiftungen durch Schwermetalle, Ölverschmutzung und auch Klimaänderungen heute negativ auf die Weltpopulation aus.
Von links oben nach rechts unten: Longyearbyen - Küstenseeschwalben - Eisturmvogel - Deck der Plancius - Monacobreengletscher - Abbruchkante am Monacobreengletscher - Eissturmvogel - Gletschereis im Meer -Schmarotzerraubmöwe - Dreizehenmöwe - an Deck - im Eismeer - ein Eisbär kommt - Walrosse flüchten ins Wasser - kein Glück bei den Robben - geduldig warten die Eismöwen - ein letzter Versuch? - der Eisbär geht - Walrosse ringsum uns im Wasser - ein Walross attackiert ein Schlauchboot - wir sind ihnen sehr nahe - Walrosse hört und riecht man auch - auf dem kargen Land - Treibholz aus sibirischen Wäldern und von Schiffswracks - Spitzbergen-Rentier - Trapperhütte - Wale und Delphine - Abschied
Empfehlenswerte Literatur:
Rolf Stange: Spitzbergen Svalbard - Wissenswertes rund um die arktische Inselgruppe.
Christiane Ritter: Eine Frau erlebt die Polarnacht.
So
05
Jul
2015
Eigentlich sollte es ein „ganz normaler“ Familienurlaub werden, mit Land und Leute kennen lernen, ein bisschen Abenteuer und die Weite der Sahara erleben. Natürlich durften Marrakesch und die Lehmfestungen der Berber in Aid Benhaddoud nicht fehlen. Und so war es mit Frau und Tochter, die die Reise vorschlugen und vorbereiteten, vereinbart. Ich war als Reisebegleiter sowie als Fahrer engagiert. Dass ich (wie immer) gelegentlich unterwegs aussteige und vielleicht etwas länger beim Bestimmen oder gar Fotografieren einer neuen Vogelart brauchte, war also kein Thema, jedoch eine wichtige Voraussetzung für eine solche gemeinsame Familiereise. Im Gegenzug versprach ich, brav mit ihnen in Basaren zu verweilen und mit den Händlern den nicht ganz ohne Hintergrund angebotene thé à la menthe mit viel Zucker zu genießen. Dass ich dann aber mein noch am Leib tragendes Hemd gegen eine Teekanne eintauschen musste und eine wunderschöne Rindslederjacke in Marrakesch erstehen sollte, ja sogar, wie viele andere auch, mit Teppichen nach Hause kommen würde, ahnten wir alle drei noch nicht.
Die einzige Vorbereitung für mich bestand darin, die potenziellen Brutvogelarten von Marokko über Internet und vor allem mit dem mittlerweile über 10 Jahre alten „neuen Kosmos Vogelführer von Svensson, Grant, Mullarney & Zetterström (der beste deutschsprachige Vogelführer, den es je gab!) grob zusammenzustellen. Außer Fernglas und das dreißig Jahre alte Spektiv nahm ich ein 4/300 mm Teleobjektiv, dazu den 1,4 fach Konverter und ein Makro-Zoom 2,8-4/24-85 mm nebst einer digitalen Spiegelreflexkamera mit. Alles zusammen in einem kleinen handlichen Rucksack, den ich überall mitschleppen konnte und der problemlos als Handgepäck im Flieger durchging. Spektiv und Stativ kamen in den Koffer.
Für unsere zweiwöchige Reise flogen wir Mitte Mai von Straßburg nach Casablanca. Nach der Besichtigung der Großen Moschee Hassan II. ging es am nächsten Tag mit dem Mietwagen von Casablanca in Richtung Süden über Azemmour nach El Jadida mit dem alten portugiesischen Stadtteil. Dort überraschte uns die große Kolonie mit vermutlich mehreren Hundert brütenden Kuhreihern in einem geschlossenen und von einer hohen Mauer umgebenen Park mitten in der Stadt gegenüber dem Hotel El Morabitine.
Auf der Fahrt nach Marrakesch konnten wir Bienenfresser, Turteltaube, Theklalerche und Raubwürger bestimmen. In Marrakesch dann Graubülbül (Pycnonotus barbatus) und die allgegenwärtige Hausammer (Emberiza sahari), die mit ihrer lauten, schönen Stimme uns morgens aus den Betten sang. Und jede Menge Mauersegler, vielleicht war auch ein mal ein Haus- oder Fahlsegler mit dabei.
Häufig an vielen Stellen begegnete uns auf der Fahrt nach Quarzazate die Nachtigall, gelegentlich auch Adlerbussard (Buteo rufinus), Wiedehopf und Trauerschmätzer. Wunderschön anzuschauen ist der auch im steinigen Gelände lebende Diademrotschwanz (Phoenicurus moussieri). Auf die Blaumeisen muss man achten, den es ist die nordwestafrikanische Unterart (Parus caeruleus ultramarinus) mit kräftiger, vor allem am Kopf auffallend, dunklerer Färbung. In trockenheißen hügeligen Regionen ist die Krötenkopfagame (Phryrnocephalus spec., vermutl. maculatus) nicht selten, jedoch aufmerksam und scheu, und wer Glück hat, kann sogar eine weitere Agamenart, der Veränderliche Dornschwanz (Uromastyx spec., vermutl. acanthinurus,), ausfindig machen.
Wer die herrliche Steinsteppe bei Boulmalne-Dades mit den zahlreichen Lerchen und Schmätzern genießen will, muss um die Zeit des Sonnenaufgangs draußen sein. Jedoch auch gegen Abend können Rotflügelbrachschwalbe, Rennvogel und das nicht so scheue Kronenflughuhn (Pterocles coronatus) angetroffen werden. Kaum unterscheidbar sind Sandlerche (Ammomanes cinturus) und Steinlerche (A. deserti), dafür auffallend die Saharaohrenlerche (Eremophila bilopha) und die Knackerlerche (Rhamphocloris clotbey). Und die fast überall anzutreffende Theklalerche fehlt auch hier nicht. Etwas Übung braucht man bei der Bestimmung von Sahara- (Oenathe leucopyga), Fahlbürzel- (Oe. moesta) und Wüstensteinschmätzer (Oe. deserti), vor allem dann, wenn im Mai die Jungen schon flügge sind und irgendwo dazwischen sich auch noch Maurensteinschmätzer, eine westliche Art des früheren Mittelmeersteinschmätzers (Oe. hispanica), aufhalten. Die Steinsteppe ist auch Lebensraum für Stummellerche, Wüstengimpel und Adlerbussard, der es auf die zahlreichen in unterirdischen Sandhöhlen wohnenden Feldrennmäuse abgesehen hat.
Unser nächstes Reiseziel Rissani und Merzouga im Südosten von Marokko brachte uns immer mehr in die Sahara mit Sanddünen, vorher jedoch konnten wir in der Dades-Schlucht bei Boulmalne an der engsten Stelle Blaumerle beobachten. – Je weiter es vom Atlasrand in die trockenheiße flache Region ging, umso mehr musste man beim Bestimmen der beiden schwarzen Schmätzerarten aufpassen: Trauer- und Saharasteinschmätzer lassen sich am besten an der unterschiedlichen Schwanzzeichnung bestimmen. Die weiße Kappe des Saharasteinschmätzers tragen nur die Adulten.
Jetzt wurde es schon erdrückend heiß und in unserem Wüstenhotel gegenüber den märchenhaften Sanddünen bedeckte der nächtliche Sandsturm alles Zentimeter hoch und färbte den himmelblauen Swimmingpool in eine braune Brühe ein. Wir besuchten die gewaltigen Dünen am Spätnachmittag zu Fuß und buchten keine Kameltour mit Berberhochzeit, auch keine Allrad- oder Quadtour, bei denen der Sand durchpflügt wird.
Am zeitlichen Scheitelpunkt unsere Reise angekommen, führte unser Weg nun wieder nach Westen mit Hauptrichtung Agadir. Vorher besuchten wir den Vieh- und Gemüsemarkt in Rassani. Noch in der Nähe der Stadt konnten wir einen Trupp der scheuen Wüstenraben (Corvus ruficollis) in der Ferne wahrnehmen. Raub- und vor allem Rotkopfwürger waren immer wieder von der Straße aus auf der langen, sonst vogelarmen Etappe auszumachen. Wir wussten auch, dass wir in felsiger Region an irgendeinem Wüstenuhu vorbeifuhren. Allerdings entschädigte uns die abwechslungsreiche Landschaft mit ihrem bergigen Wüstencharakter und der spärlichen menschlichen Besiedlung sowie gelegentliches Vorkommen von Brachpieper, Wüstensteinschmätzer und sogar einmal eine Wüstenläuferlerche (Alaemon alaudipes) voll und ganz. Hier und da kamen Schirmakazien vor und allmählich nahm die Dichte des sehr stacheligen, angeblich nur in Südmarokko vorkommende Eisenholzbaumes (Argania spinosa) zu, auf denen die von Wanderhirten gehüteten Ziegen ganz selbstverständlich in luftiger Höhe frische Blättchen fressen. Die Ähnlichkeit der Landschaft mit den Korkeichen- oder Olivenhainen des westlichen Mittelmeerraumes ist verblüffend.
Von ganz besonderem Reiz entpuppte sich ein mitten durch diese Hainlandschaft führendes Trockenflusstal zwischen Taluine und Aolouz, in dem ich einen ganzen Tag verbrachte, nachdem wir wegen einer Magenverstimmung in einem wunderbaren Hotel zwei Tage „festsaßen“. Hier war neben den beiden schon erwähnten Würgerarten, die ihre Jungen fütterten und auch schon führten, der schöne, an eine Amsel erinnernde Gesang des Heckensängers zu vernehmen. Und voller Spannung erfüllte sich dann für das Ornithologenherz der Augenblick, den erwartungsgemäß scheuen Vogel einmal sogar bis auf Armlänge vor sich rumhüpfen und nach Insekten Ausschau halten zu sehen. Aus der Hand machte ich die meisten Aufnahmen, dabei dienten die stabilen Äste des Eisenholzbaumes als Auflage. An diesem beeindruckenden Wadi sollen die Arten Bienenfresser, Wiedehopf, Theklalerche sowie Orpheusspötter nicht unerwähnt bleiben.
Entlang des Flusstales abwärts des Souss mit Endziel Agadir konnten wir am Wegesrand noch zahlreiche Raubwürger, Theklalerchen und Turteltauben feststellen, bevor wir vor dem gewaltigen Altlantikmeer standen.
Als wir dann unser Zimmer mit Blick aufs Meer in Mitten unzähliger Hotelkomplexe in Agadir bezogen, war uns dieser Luxus eher unangenehm und mit Wehmut dachten wir an die zwei erlebnisreichen Wochen zurück.
Im Meer draußen hielten sich Großmöwen, Seeschwalben, Baßtölpel und eine Skua auf. Zum Schluss war für eine Tagestour über Tiznit nach Tafraoute noch Zeit, eine wunderschöne Gegend, für die man einige Tage einplanen sollte. Dort im Küstenbereich und nördlich von Agadir kommt noch der legendäre Waldrapp vor, den wir neben einigen anderen Arten in der uns zur Verfügung gestandenen Zeit leider nicht zu Gesicht bekamen. Immerhin konnten wir von den rund 180 Brutvogelarten Marokkos, von denen 33 in Europa nicht vorkommen, 65 Arten im Süden feststellen, davon für uns 20 neue Arten. Eine Reise nach Marokko mit Familie und einen Blick auf die Vogelwelt lohnt daher auf alle Fälle.
Ende
Di
08
Jul
2014
In Fes angelangt, hatten wir ein wunderschönes Riad mitten in der autofreien Medina von unserer Tochter organisiert bekommen, die dort ein halbes Jahr verbrachte. - Erste Vogelkontakte gibt es am nächsten Morgen von der Dachterrasse des Hauses mit Blick auf die unzähligen Satelliten-Schüsseln auf den Dächern der Altstadt: Einfarbstare singen gemeinsam mit Haussperlingen mit lauten Stimmen, die durch die tiefen Innenhöfe widerhallend verstärkt werden. Dazu mischen sich die Rufe der Türkentaube.
Über hundert Kuhreiher verlassen morgens ihren Schlafplatz und nehmen die Felsregion unterhalb der römischen Grabstätten gemeinsam mit den Dohlen ein. Rötelfalken fliegen vom Hotel Les Merinides am Hügel gegenüber, wo sie Brut- und Schlafmöglichkeit haben, allmählich herüber und auch einzelne Sperber suchen im Gleitflug das Dächergewirr der Altstadt nach Singvögeln ab. Hoch im ausnahmsweise mal blauen Himmel treiben Weißstörche in der Thermik immer höher.
Von den Blüten und Sämereien der Ruderalpflanzen, die auf den Gemäuern der zahllosen Dachterrassen wachsen, ernähren sich Girlitze, die schon früh im Jahr fleißig ihren Reviergesang vortragen. Im Stadtpark nahe der Medina zanken sich Amseln um Reviere. Teichhühner und Zwergtaucher leben an den künstlich angelegten Wasserflächen des Parks. Gelegentlich bricht laut ein Seidensänger hervor und viele Zilpzalpe fangen kleine Mücken, die über das Wasser tanzen. Hausrotschwänze, Gebirgs- und Bachstelzen nutzen ebenfalls den Park mit den Wasseranlagen und in den Baumkronen hört und sieht man die miteinander kommunizierenden Graubülbüls. Leider haben wir nicht darauf geachtet, dass die Elstern mit dem blauen Hautfleck hinter dem Auge eine nordwestafrikanische Unterart (Pica p. mauritanica) ist.
Überall zugegen, wo es Gehölz gibt, sind Erlenzeisige im Geäst und gelegentlich lässt sich schon eine Mönchsgrasmücke hören. Abends, wenn es schon richtig dunkel ist, fallen Bachstelzen in die vielbefahrenen Straße Mohammed V. ein, um die Nacht in den Straßenbäumen der 2-Millionen-Stadt zu verbringen. Letztendlich nur zwei Hausammern ließen sich in dieser Aufenthaltswoche sehen und von den Hausseglern, die angeblich Jahresvögel dort sind, konnte kein einziger festgestellt werden: Viel zu kalt, keine Insekten in der Luft und im nahen Mittleren Atlas schneit es. Alles vernünftige Gründe dafür, hier als Insektenjäger (noch) nicht aktiv sein und lieber in Kältestarre (Torpor) abzuwarten.
Wir machen uns mit einem Mietwagen für zwei Tage auf nach Moulay Bousselham. Dort mündet der Merja Zerga in den Atlantik. Die Brackwasserlagune soll laut Noeske & Halley in Limicola 6 (1992) die vogelreichste Gegend Marokkos sein: Die Wasserfläche schwarz von Blässhühnern, massenhaft Goldregenpfeifer und Uferschnepfen und auch die extrem seltenen Dünnschnabelbrachvögel sollen dort vorkommen. Welch große Erwartungen! Vorher geht es aber zur Römerstadt Volubilis bei Moulay-Idriss, 60 km westlich von Fes. Unterwegs machen wir ein kleine Rast oberhalb des Stausees Sidi Chahed, am dem Stelzenläufer aus weiter Ferne zu erkennen sind. Zwischen den kleinparzellierten Äckern finden Raubwürger (L. excubitor elegans) noch Heckensäume, um darin brüten zu können. Hänflinge, Stieglitze, Schwarzkehlchen und Zilpzalpe sind überall anzutreffen.
In der Ruinenstadt hat sich auf römischen Säulen der Weißstorch niedergelassen. Es singen viele Graubülbüls in den Hecken und ernähren sich von den Blüten des Affodills. Auf den Mauern findet man Theklalerchen und Hausrotschwänze. Und unterwegs in einer abgelegenen kurvigen Straße mit hügeligen Olivenhainen entdeckten wir ein stattliches Exemplar einer Maurischen Landschildkröte. Weiter auf der Fahrt lassen sich viele Kuhreiher und große Trupps an Weißstörche beobachten.
Erst in der Dunkelheit erreichten wir Moulay Boussalem. Am nächsten Tag suchten wir den Campingplatz, in dem tagsüber Kapohreulen schlafen, um am Abend in die Wattlandschaft der Lagune jagen zu gehen, so Noeske & Halley. Wir fanden die Eulen nicht (und es gibt zwei Campingplätze, nicht nur einen, wie angegeben). Stattdessen fuhren wir mit einem Fischer in die Lagune: Keine Goldregenpfeifer, dafür viele Kiebitzregenpfeifer, dem Lebensraum entsprechend. Einige Kampläufer, Grünschenkel, Große Brachvögel und wenige Steinwälzer. Nicht wenige Kuhreiher, Seidenreihen und Graureiher. In der Luft Mantel- und Dünnschnabelmöwen, Raub- und Brandseeschwalben.
Ein Rohrweihen-Männchen wird von den Mantelmöwen bedrängt. Ein Trupp von Rosaflamingos fliegt ein und unser Fischer zündet sich erleichtert eine Zigarette an, denn die hatte er uns versprochen. Mittelmeermöwen zanken sich am Hafen über die von den Fischern ins Wasser geworfenen Reste. Von ihnen bekommen wir eine riesige, noch lebende Triton-Schnecke.
Für die Lagune von Moulay Boussalem sowie für die Wiesenbereiche an ihren Rändern, mit Chance auf den Dünnschnabelbrachvogel, bräuchten wir gut noch zwei Tage. Doch dafür haben wir leider keine Zeit und die Straße ist extrem schlecht.
Auf der Rückfahrt nach Fes entdecken wir eine Flachwasserzone nördlich der Stadt Sidi Kacem, jedoch mit einer Menge Unrat. Viele Löffelenten und Teichhühner aber auch bis zu 200 Stelzenläufer und rund 50 Bekassinen halten sich dort auf. Vereinzelt Kampfläufer, Waldwasserläufer und Grünschenkel machen wir aus und als Besonderheit einen brauner Sichler. Panik bringt in die Gesellschaft eine einschwebende Rohrweihe.
Bei der Zwischenrast oberhalb des Stausees Sidi Chahed endlich ein Gleitaar, der leider mein Teleobjektiv ziemlich meidet. Endlich konnten wir den nordafrikanischen Buchfink näher betrachten, der sich vom Europäischen ganz deutlich in der Färbung unterscheidet. Bessere Aufnahmen gelangen uns später im Atlasgebirge.
Fahrt nach Ifrane. Der Wetterbericht hat nichts Gutes versprochen und glatt auch eingehalten: Strömender Regen und später Schneetreiben mindern unsere Hoffnung auf den Atlasgrünspecht. Den sehen und hören wir nicht. Auch die Marmelenten am See Dayet Aoua bleibt und im aufkommenden Nebel über dem Wasser verborgen. Dafür entschädigen uns die Kammblässhühner, die in Ufernähe weniger scheu verweilen.
Auch der herankommende Trupp Buchfinken mit den begehrten Nordafrikanern (Unterart „africana“) sowie ein paar Misteldrosseln lassen sich aus der Nähe beobachten und trotz Regen gut fotografieren.
Im Naturpark Foret de Cedres bei Azrou mit den riesigen Zedern gibt es die berühmten Berbermakaken, eine Halbaffenart. Tatsächlich können wir mit Hilfe der gelangweilten Parkwächter, da niemand außer uns bei dem nasskalten Wetter da ist, drei wild lebende Makaken mit Erdnüssen anlocken. Und sie holen sich alle, restlos! – An den Stämmen der mächtigen Zedern lassen sich trotz Schneetreiben Gartenbaumläufer von der Nahrungssuche an den Stämmen nicht abbringen. Einige kleinere Trupps der schönen nordafrikanischen Buchfinken hüpfen auf dem leeren Parkplatz umher.
Schnell geht die Woche vorbei und wieder in Fes angekommen, bekommen wir dann doch noch ein paar Sonnenstrahlen ab.
Ende.
Do
05
Jun
2014
Am See Dayet Aaoua vor Ifrane alles voller nistender und brütender Kammblässhühner und viele balzende Schwarzhalstaucher. Ohne Spektiv sind die hier vorkommenden Marmelenten nicht auszumachen, dafür zahlreiche Löffel-, Tafel-, Schnatter- und Stockenten. Ein Trupp von zehn Stelzenläufer und fünf Weißbartseeschwalben konnten wir bei einem Picknick mit vielen Einheimischen am See beobachten.
Auf der Strecke nach Azrou über das steinige Hochplateau fielen die Balkansteinschmätzer (östlicher Mittelmeersteinschmätzer) auf. Bei einer Rast an einem Hügel gegenüber einer Radiostation auf einem Bergsattel fanden wir in einem Steineichen-Zedernwäldchen leider (noch) keinen Atlas-Grünspecht, jedoch Adlerbussard, Kolkraben und Eichelhäher. Greifvögel waren insgesamt sehr rar: Bis auf mehrere Adlerbussarde, Rötel- und gelegentlich Turmfalken gab es nur wenige Zwerg- und nur einen Schlangenadler auf der ganzen Reise! Auf dem Weg zur ersten Übernachtung in Ain Leuh saß am Wegesrand ein Steinkauz, der sich gut beobachten und fotografieren ließ. Weidensperlinge, Rotkopfwürger und Schwarzkehlchen waren rund ums Haus.
3. Tag: Der Tipp zum Lac Afenouir zu fahren erwies sich als Flopp: Von „vielen Zugvögeln“ keine Spur. Allerdings war die Fahrt dorthin sehr schön mit Balkansteinschmätzern, Heide-, Feld- und Theklalerchen, Rotkopfwürgern, Afrikanische Buchfinken, Diademrotschwänzen, Iberienzilpzalpe und Steinsperlingen. Am See selber Bläss- und Kammblässhühner, viele Rostgänse, ein Flussuferläufer, ein paar Schwarzhals- und Haubentaucher. Am meisten hat uns an diesem Tag ein Pillendreher-Paar Freude gemacht, das sich mit seinem kugelrunden Stück Mist intensiv beschäftigte. Außer Kolkraben, Rötelfalken und Adlerbussarde gab es noch 2-3 Zwergadler.
4. Tag: Südlich von Timahdite gegenüber dem Hotel Forestier (nicht empfehlenswert) Trauersteinschmätzer und Nachtigall. In der Stadt selbst viele Weißstorchbruten, jedoch keine Felsbruten wie beschrieben. In den Felsen gab es viel Müll und einige Rötelfalken und am Stadtrand sangen zahlreiche Steinsperlinge. Durch die Ebene Richtung Bekrite mit Ziel Lac Aguelmame Tiffourassine viele Balkansteinschmätzer, wohl die häufigste Steinschmätzerart des mittleren Atlasses. Auf der Bergpassüberquerung zum See liegen mehrere Berberwohnstätten mit Stallungen, bei denen Plastikplanen als Zeltersatz eingesetzt werden. Leider kein schönes Bild. Die Menschen sehr gastfreundlich und gesprächsbereit, aber arm, sehr arm. - Adlerbussard, Alpenkrähe und Kolkraben begleiten uns. Ein Steinrötelmännchen lässt sich kurz blicken und auch eine Blaumerle. Dann noch einige Bergpieper und wieder Diademrotschwänze. Am Stausee leider auch hier wieder wenig los: 2 Seidenreiher, 2 Stelzenläufer, einige Kammblässhühner, ein paar Schnatter-, Löffel-, Tafel- und Stockenten sowie Haubentaucher und Rostgänse.
Wir fuhren dann noch zum Stausee Aguelmame de Sidi-Ali östlich der N 13. Laut Reiseführer ein Dorado für Zugvögel, jedoch war da erst recht nichts los! Dafür im steinigen Uferbereich und der anschließenden Hügellandschaft viele Eidechsen, auch eine vorsichtige Smaragdeidechse. In der dem Stausee vorgelagerten Feuchtgebietsebene parallel zur N13 hielten sich viele Weißstörche und Rostgänse auf.
5. Tag: Nun erreichten wir Midelt und quartierten uns im Hotel Ayachi ein, das anfangs der 1950er Jahre gebaut wurde und jetzt verstaubt wirkt und renovierungsbedürftig ist, vor allem was die Sanitäranlagen anbelangt. Wir machen uns am nächsten Tag nach Bekrite auf, eine „Empfehlung“ von zwei reisenden Schweizern, die sich von einem angestellten Marokkaner chauffieren ließen. Auch eine interessante Reisevariante!
Die Straße von Midelt aus zum Cirque de Jaffar ist eine gut ausgebaute Schotterpiste bis zum Pass mit einer sehr abwechslungsreichen ariden Hügellandschaft, die fast nur weidelandwirtschaftlich von Berbern genutzt wird. Hier konnten wir eine große Artenvielfalt erwarten: Steinkauz, Kurzzehen-, Heide-, Feld-, Thekla- und Saharaohrenlerche sowie Rotkopfwürger und Häherkuckuck, der bei der Maurische Elster (P. p. mauritanica) brutparasitiert. Am Pass oben dann noch wunderschön Diademrotschwanz und ein Blaumerle-Paar.
6. Tag: Wir wollten nun über den Cirque de Jaffar nach Imilichil, brauchten aber für rund 7 km fast 2 Stunden, da die Piste so schlecht und staubig war. Wir stellten fest, dass der Vorderreifen Luft verlor und änderten daher unser Vorhaben und fuhren über eine zum Glück asphaltierte Querstraße nach Midelt zurück und reisten nach Er Rachidia weiter, wo wir dann am Abend ankamen und übernachteten. Imilichil strichen wir ganz!
7. Tag: Unsere Fahrt ging am Atlassüdhang weiter über Goulmina nach Tinerhir. Unterwegs entdecken wir ein Schild zu einer Auswilderungs- und Schutzstation für Cuvier-Gazellen, eine Gazellenart, die im Atlasgebirge zuhause ist und die in ihrem Bestand durch Bejagung und Lebensraumveränderung bedroht ist. Eine breite Straße mit frisch gepflanzten Bäumchen führt zu einem geschlossenen Tor und einem großen umzäunten Gelände. Auch ist ein Aussichtsturm gebaut. Von außen konnten wir 3 Tiere entdecken. Drei Arbeiter mit Handfunkgeräten tauchten plötzlich auf, und erklärten uns, dass wir da nicht rein dürften, weil der Chef nicht da sei. - Auf dem Rückweg entdeckten wir eine flüchtende große Echse. Nach dem unscharfen Bild und Verhalten zu urteilen höchstwahrscheinlich ein Wüstenwaran. Wir übernachteten am Eingang in die Tadra-Schlucht in Tinerhir.
8. Tag: Endlich konnten wir den Reifen reparieren lassen: umgerechnet 15 Euro + „Trink“geld. - Im östlichen Vorort von Boulmalnes Dades trafen wir auf blaugefärbte Männchen (vermutlich) der Steppenagame, die sich auf Steinhäufen und Mauern sonnten.
Leider ist es dann sehr kalt und windig geworden und unsere schon von einer vorherigen Reise bekannte, artenreiche Steinsteppe wirkt diesmal leer und öde, außer Thekla-, Saharaohrenlerche und Saharasteinschmätzer. In der „blauen Stunde“ im dennoch schönen Abendlicht zogen drei Dromedare eilig an uns vorüber, so dass wir Mühe hatten, mit ihnen fürs Fotografieren schrittzuhalten.
9. Tag: Die ganze Nacht rüttelte der Wind unablässig an den Fensterläden. Vor dem Frühstück ging es dann frühmorgens in die Steppe zurück. Langsam erwachten die Wüstenrennmäuse, da es noch sehr kalt war. Fahlbürzelsteinschmätzer und Ohrenlerche zeigten erste Aktivitäten und fern hörten wir Rufe von Wüstengimpel. Und dann war wieder der Ruf, der sich wie elektronisch erzeugt anhört und den wir schon einmal gehört hatten. Jetzt konnten wir den Sound zuordnen: Er gehört zum Kontaktruf und Balzgesang des Wüstenläuferlerchen-Männchens. Er beginnt während der Nahrungssuche mit lauter werdenden Tönen, stellt sich auf einen Stein oder Zwergstrauch und steigt dann im Bogen nach oben und macht dann eine Kehrtwende in der Luft und landet dann schnell laufend wieder auf dem Boden. Eine gute Methode, um sich in der weiten Steppe nicht aus den Augen zu verlieren. - Unsere Fahrt ging nun weiter über Quarzazate, an Trauersteinschmätzern vorbei, in den Atlas und wir übernachteten in einer schönen Pension bei Tisselday mit gastfreundlichen Wirtsleuten.
10. Tag: Da es in dieser Bergregion um Tisselday viele Mineralien und ein stillgelegtes Bergwerk gibt, verblieben wir am Ort und machten eine Tour zu einer verlassenen Kasbah auf dem Berggipfel. Der Aufstieg war anstrengend in der heißen Sonne, aber schön unter dem stahlblauen Himmel. Belohnt wurden wir mit tollen Mineralienfunden und mit Blaumerle, Steinlerche und Balkan-Steinschmätzer. Und im Dorf gab es noch Graubülbül, Trauerschnäpper, Atlasgrasmücke und Iberienzilzalp. Wir fuhren am Nachmittag weiter über langgezogene Atlaspässe nach Marrakech und kamen in ein lang anhaltendes Gewitter.
11. Tag: Unser letzter Ausflug ging dann südlich von Marrakech über Asni nach Imlil. Hier sollten laut Literartur Mauer-, Kaffern-, Fahl- und Haussegler vorkommen. Nicht einmal ein Mauersegler war in der Luft. Am Ortseingang von Asni ist rechts eine Kuhreiherkolonie und auf der Weiterfahrt nach Imlil Felsen- und Rötelschwalben, Gebirgsstelze, Nachtigall und Mönchsgrasmücke.
12. Tag: Auf der Rückfahrt nach Marrakesch fanden wir bei einem Stopp am Straßenrand ein Nest mit jungen Thekalerchen und die fütternden Eltern dazu. Ja und da gab es am Platz „Djamaa el Fna“ in Marrakech eine echte Überraschung: Viele Haussegler schwirrten um die Häuser und bauten ihre Nester an geeigneten Stellen außen an Gebäuden, den Mehlschwalben nicht ganz unähnlich, jedoch mit viel Federanteilen.
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